Wasserkraft ist nebst der Kernkraft die wichtigste Stromquelle der Schweiz. Auch für Axpo ist und bleibt sie Grundpfeiler ihres Produktionsmix. Sie soll weiter ausgebaut und das Potenzial im Einklang mit ökologischen Vorgaben genutzt werden.

von Daniela Biedermann

Durchschnittlich liefert die Wasserkraft mit rund 36 Terawattstunden pro Jahr mehr als die Hälfte des hierzulande produzierten Stroms. Ihre Vorteile sprechen für sich: Wasserkraft ist erneuerbar, im Betrieb CO2-frei, günstig und die Technik ausgereift. Die Anlagen erreichen einen herausragend hohen Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent. Die Nutzung der Wasserkraft schafft Arbeitsplätze und liefert über Abgaben und Steuern stattliche Beiträge an Gemeinden und Kantone.

Während die kleinen und grossen Laufwasserkraftwerke (Flusskraftwerke) Bandenergie erzeugen – was mit Blick auf eine Energiezukunft ohne Ersatz-Kernkraftwerke ein gewichtiges Plus ist –, werden Speicherwasserkraftwerke (Stauseen) und Pumpspeicherkraftwerke zugeschaltet, um Nachfragespitzen abzudecken. Das wiederum ist von Bedeutung, weil mit dem Ausbau der unregelmässig anfallenden Wind- und Sonnenenergie mehr Regelenergie nötig ist. Im Rahmen der bundesrätlichen Energiestrategie 2050 soll die Wasserkraft ausgebaut werden. Allerdings sind in der Schweiz die Möglichkeiten limitiert. Unsere Gewässer – wo es wirtschaftlich und ökologisch verantwortbar ist – sind grösstenteils genutzt. Die Effizienzsteigerung bei bestehenden Anlagen und deren Erweiterungen sowie Neubauten bieten zwar noch etwas Potenzial. Dieses dürfte aber durch die verschärften Restwasserbestimmungen deutlich geschmälert werden. So hat das Bundesgericht vergangenen November entschieden (Fall Misox in Graubünden), dass Kraftwerksbetreiber für die Erhaltung der Restwassermenge auch empfindliche Einbussen in Kauf nehmen müssen.

Blick ins Innere einer demontierten Pelton- Turbine in der Kavernenzentrale Sedrun vor dem Umbau.

Blick ins Innere einer demontierten
Pelton-Turbine in der Kavernenzentrale
Sedrun vor dem Umbau.

Axpo nutzt Wasser behutsam
Axpo ist die grösste Schweizer Produzentin von Strom aus Wasserkraft. Die Anlagen und Beteiligungen verteilen sich über die ganze Nordostschweiz und bis ins Wallis und die Südschweiz. Heute fällt auf die Wasserkraft rund ein Viertel des Produktionsmix. Bis 2030 soll der Anteil gehalten werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, wird Axpo weiterhin bestehende Anlagen ausbauen, in neue investieren und sich um die Verlängerung der Konzessionen bemühen.

Zum Beispiel bauen die Kraftwerke Linth-Limmern das Pumpspeicherkraftwerk Limmern für 2,1 Milliarden Franken aus («Linthal 2015»). Axpo ist zu 85 Prozent und der Kanton Glarus zu 15 Prozent an den KLL beteiligt. In den vergangenen Jahren wurden im Wasserkraftwerk Eglisau-Glattfelden alle sieben Maschinengruppen ersetzt. Die neuen Turbinen erlauben eine durchschnittliche Jahresproduktion von 318 Millionen Kilowattstunden (kWh) gegenüber 245 Millionen kWh vorher.

Zentrale Sedrun erneuert
Auch die Zentrale Sedrun der Kraftwerke Vorderrhein AG wurde für rund 53 Millionen Franken umfassend erneuert: Die Pelton- Turbinen der drei Maschinengruppen wurden mit neuen Laufrädern und Einlaufdüsen ausgestattet, neue Generatoren wurden eingebaut, die Transformatoren und die 220-Kilovolt-Kabel zwischen Kaverne und Schaltanlage ersetzt sowie die Zentrale mit einer neuen, modernen Leittechnik für die Überwachung und Steuerung der Maschinengruppen ausgerüstet. Der Wirkungsgrad der Anlagen konnte um rund zwei Prozent verbessert werden. Das Werk ist für den zweiten Teil der bis 2048 laufenden Konzession gerüstet.

Axpo ist sich bewusst, dass die Nutzung der Wasserkraft immer mit Eingriffen in den natürlichen Wasserhaushalt sowie in die Tierund Pflanzenwelt verbunden ist. Sie versucht, die Interessen von Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Naturschutz vernünftig auszutarieren. Bei «Linthal 2015» waren beispielsweise von Anfang an Vertreter von Umweltschutzgruppen involviert. So konnten Naturschutz und Anlagebetreiberin gemeinsam ausgewogene und nachhaltige Lösungen finden.

Freie Bahn für Flusstiere: Fischtreppe beim Kraftwerk Wildegg-Brugg.

Freie Bahn für Flusstiere: Fischtreppe beim Kraftwerk Wildegg-Brugg.

Weg frei für Fische
Bei der Erneuerung einer Wasserrechtskonzession verlangt das Gesetz, dass Fische und andere im Wasser lebende Tiere die Möglichkeit haben, Hindernisse wie Flusskraftwerke zu umgehen, also beispielsweise Fischtreppen, Fischschleusen oder Umgehungsrinnen gebaut werden. Die Vernetzung von Gewässern ist für wandernde Fischarten Voraussetzung, um Nahrung zu finden und sich fortzupflanzen, und ist somit essenziell für den Erhalt der Bestände. Axpo unterstützt hierfür auch Forschungsprojekte. Ein Beispiel ist das Projekt «Massnahmen zur Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs an grösseren mitteleuropäischen Flusskraftwerken», das unter der Ägide von Swisselectric Research durchgeführt und im vergangenen Jahr beendet wurde. In der Praxis wird Axpo im Rahmen der 130 Millionen Franken teuren Erneuerung des Kraftwerks Rüchlig in Aarau etwa zwei neue Fischpässe in der Aare einrichten. Und auch bei der derzeit laufenden Teilerneuerung des Kleinwasserkraftwerks Stroppel in Untersiggenthal AG wird eine neue Fischabstiegsrinne in der Limmat gebaut.