Es geistert schon lange durch die Medien und vielleicht auch durch unsere Köpfe: das sogenannte SmartHome. In Anlehnung ans SmartPhone wird jedem früher oder später bewusst, dass auch der tägliche Ablauf zu Hause auf eine mediale, digitale Ebene komprimiert werden soll. Backofen, Licht, Waschmaschine… alles soll vereint vernetzt und gesteuert werden können. Und das Zuhause selbst, sprich die architektonische „Hardware“ ist einem stetigen und unaufhaltbaren Strukturwandel unterworfen.

von Henrik Stahel

Smart Homes

Foto Flikr.com / Vodafone Medien

 

Das Gottlieb-Duttweiler-Institut hat dazu eine spannende Studie veröffentlicht. In der Studie geht es nicht nur um die User, also die Endbenutzer, sondern auch, wie sich Strukturbildner der gesamten Kette – also Architekten bis hin zu Gebäudetechniker – der Sache annehmen. Wie wird die globale Digitalisierung die Wohn- und Bauindustrie verändert? Fact ist, dass es heute auch für immer komplexere Steuerungen nur noch die 2eigentlichen Bausteine, sprich einen Internetanschluss sowie eine dafür ausgelegte App (oder Plug-In) braucht. Das intelligente Zuhause ist aber noch nicht Realität. Zum Glück. Denn der unaufhaltsame Fortschritt des Binär-Codes bedingt erst ein globales Umdenken durch alle Bevölkerungs-Schichten, eine Umstrukturierung der Gesellschaft, sprich: eine Kultivierung. Dennoch sind wir uns einig, dass „die Digitalisierung die Gesellschaft mindestens so massiv verändern wird wie die Industrialisierung vor mehr als 200 Jahren“ (Zitat Marc Andreessen, Mitbegründer von Netscape).

Die Software-Giganten sind bereit zum Sprung. Bereits tätigte Google den Kauf eines Bau-Zulieferers, der mit seinen Produkten (intelligente Rauchmelder) klar in diese Marktnische drängte. Die Software ist das neue Mass aller Dinge. Die Digitalisierung, durch die alles zerlegt und neu geordnet werden kann, bestimmt die Neuordnung der Wertschöpfungskette. Es entstehen neue Organisationsformen, neue Funktionen und damit neue Märkte.

Fürs intelligente Wohnen, das sich auf konkrete Veränderungen im Haus bezieht, sehen sich nur knapp mehr als die Hälfte der am Bau beteiligten Unternehmen als kompetent. Die Gebäudetechniker sind gegenüber der Digitalisierung sicher bereits jetzt näher am Markt und entsprechend aufgeschlossener. In diesem Bereich hat die „neue“ Technik bereits vielerorts Einzug gehalten. Die kommenden Veränderungen an der Immobilie selber werden sicher tiefschürfender sein. Dennoch sind der Roboter auf der Baustelle oder gar das Haus aus dem 3-D-Drucker noch pure Zukunftsvision. Vereinzelte automatisierte und vernetzte Produkte sind bald da, aber das Potenzial der technologischen Entwicklung wird noch kaum ausgeschöpft. Laut dem GDI-Bericht fehlt es „schlicht noch an Fantasie und Vorstellungskraft, um die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Revolution fürs Bauwesen zu begreifen.“

Laut dem amerikanischen IT-Markforschungsinstitut wird ein durchschnittlicher Familienhaushalt bereits im Jahr 2022 über 500 smarte Objekte besitzen. Um aber dem Nutzer einen neuen Komfortlevel schaffen zu können, müssen sich die Anbieter neu vernetzen und eine Schnittstelle zum Kunden überzeugend gestalten.

Zurück im Heute, wo China bereits an einem Tag 10 Häuser drucken kann. Die neuen Technologien sind zwar da, aber noch nicht sattelfest, zu wenig ist klar, in welche globale oder global-vernetzte Richtung daran gearbeitet werden soll. Sicher ist: der Fortschritt ist bereits da, unaufhaltsam, gar brutal vielleicht. Und es bleibt uns sicher die Angst, dass die Software-Riesen bald auch Einzug in unser Schlafzimmer erhalten. Und dort weiter alle Daten sammeln, die für sie doch so relevant sind, um das beschriebene Szenario überhaupt realisieren zu können. Wann sind wir nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen bereit für diesen nächsten Schritt?