Seit 1994 wird am 21. September weltweit auf die Situation der Alzheimer-Kranken und ihrer Angehörigen aufmerksam gemacht. Die Zahl der Menschen mit Demenz wird weiter steigen. Heute leben weltweit 46.8 Millionen mit Demenz, 2030 werden es 74.7 Millionen sein und bis 2050 wird sich die Zahl nochmals fast verdoppeln auf 131.5 Millionen. Der Welt-Alzheimer-Bericht 2015, den Alzheimer’s Disease International ADI veröffentlicht hat, nennt auch aktuelle Zahlen zu den Kosten: 2015 verursachten Demenzkrankheiten Kosten von 818 Milliarden Dollar (weltweit), in drei Jahren wird diese Zahl auf über eine Billion ansteigen und 2030 werden es 2 Billionen sein.

Foto: S. Ing, Flickr.com

Foto: S. Ing, Flickr.com

Alarmierend ist, dass die weltweiten Kosten gemäss den Schätzungen von ADI, in den letzten fünf Jahren um 35% gestiegen sind. Wendet man diese Zahl auf die Schweiz an, so dürften die Kosten der Demenzkrankheiten pro Jahr über 9 Milliarden Franken betragen. Die Studie der Schweizerischen Alzheimervereinigung zu den Kosten wurde zuletzt 2009 aktualisiert, damals wurden sie auf 6.9 Milliarden Franken geschätzt. 95 Prozent dieser Kosten entfallen auf Pflege und Betreuung, wobei es aufgrund des hohen Anteils der Pflege, die von Angehörigen geleistet wird, zu 50% indirekte Kosten sind.

Die Zahlen machen einmal mehr deutlich, in welchem Masse Demenz eine Herausforderung ist. Gefordert sind die Gesundheitspolitik und die Gesellschaft als Ganzes. Anstrengungen braucht es unter anderem in Bezug auf:
–  Information und Sensibilisierung
– Risiko-Verminderung und Früherkennung
– Aufbau einer demenzfreundlichen Gesellschaft
– Bekämpfung des Stigmas
– Stärkung der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen (Beratung, Begleitung, Entlastung)
– Investitionen in die Forschung (mindestens 1% der Kosten)

Sinkende Prävalenz?
Neuere Studien (Finnland, UK) zeigen ermutigende Resultate. Es scheint sich zu bestätigen, dass es beeinflussbare Faktoren gibt und sich das Demenz-Risiko vermindern lässt. Wer darauf achtet, die cardio-vaskulären Risiken klein zu halten, verbessert auch die geistige Fitness. Diese gute Nachricht, dass die Prävalenz aufgrund verbesserter Prävention und eines gesünderen Lebensstils möglicherweise sinkt, ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Es sind erste, vereinzelte Studien, deren Resultate sich noch bestätigen müssen. Es braucht weitere Forschung. Zudem lässt sich der grösste Risikofaktor, das Alter, nicht beeinflussen. Die absoluten Zahlen werden auf alle Fälle steigen rein aufgrund der demografischen Entwicklung.

Demenz geht uns alle etwas an. Obwohl der Anteil im Alter zwischen 45 und 65 Jahren nur bei etwa 0,1 Prozent liegt, werden wir alle in eigenen Umfeld mit der Krankheit konfrontiert.

In der Oktober Ausgabe spricht Kurt Aeschbacher mit Dr. med. Harald Gregor, Chefarzt Zentrum für Alterspsychiatrie der Psychiatrie Baselland, über die Volkskrankheit unseres Jahrhunderts.

Nicht von ungefähr erlangte der Film “Honig im Kopf” mit Till Schweiger und Dieter Hallervorden nebst vielen Preisen auch den Titel des besucherstärkster Films beim Deutscher Filmpreis und der Trailer auf Youtube wurde über 1.6 Millionen Mal angeschaut: