Kurz zusammengefasst:

Generation 50 plus und Frauen arbeiten am engagiertesten – jüngere Mitarbeiter sind schwieriger zu motivieren

Junge Beschäftigte (21 bis 30 Jahre) sind offenbar schwieriger zu motivieren als ältere: Nur 20 Prozent bezeichnen sich als hoch motiviert. Sie benötigen deswegen mehr und andere Führung zur Motivation als die Generation 60 plus: 52 Prozent der Arbeitnehmer ab 61 Jahren sind nach eigener Aussage hoch motiviert bei der Arbeit – der Spitzenwert unter allen Altersgruppen. Überhaupt sind Mitarbeiter ab 61 Jahren zufriedener und motivierter in ihrem Job als ihre jüngeren Kollegen. Am zweitmotiviertesten ist die Gruppe der 51- bis 60-Jährigen (43 Prozent Hochmotivierte). Ebenso ist es bei den Frauen, die deutlich zufriedener und motivierter als ihre männlichen Kollegen sind. Damit wird deutlich: Im Kampf gegen den Fachkräftemangel können Firmen noch viel mehr tun, um bereits vorhandene Potenziale zu nutzen.

Mehr als vier von fünf (82 Prozent) Arbeitnehmern ab 61 Jahren und etwas mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Arbeitnehmer zwischen 51 und 60 Jahren geben an, dass sie mit ihrer Arbeit uneingeschränkt zufrieden sind – so viele wie in keiner anderen Altersgruppe. Im Durchschnitt sind 61 Prozent der Arbeitnehmer uneingeschränkt zufrieden. Über diesem Durchschnitt liegen auch die Frauen, von denen 68 Prozent uneingeschränkt zufrieden sind – damit sind sie deutlich glücklicher mit ihrer Arbeit als die Männer (55 Prozent).

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Motivation: Der Durchschnitt der Hochmotivierten unter allen Arbeitnehmern liegt bei gerade einmal etwas über einem Drittel (36 Prozent). Frauen liegen auch hier über dem Durchschnitt und deutlich vor den Männern: 38 Prozent der weiblichen Beschäftigten sind mit grösstem Engagement bei der Arbeit – bei den Männern liegt der Anteil lediglich bei 34 Prozent. Das sind Ergebnisse der «EY Jobstudie 2016», für die in diesem Monat 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz befragt wurden.

«Die sehr niedrige Motivation der jüngeren Arbeitnehmer ist ein Alarmsignal», sagt Dr. Barbara Aeschlimann, Personalchefin von EY Schweiz. «Unternehmen müssen sich besser auf die veränderten Bedürfnisse und Ansprüche der jungen Generation einstellen und die Arbeitswelt der Zukunft für die nachfolgenden Generationen gestalten. Das bedeutet: Mehr Flexibilität – sowohl zeitlich als auch örtlich – stärkeres Eingehen auf individuelle Lebensentwürfe und weniger starre Strukturen. Gefragt sind Führungskräfte, die sich immer weniger als der «klassische Chef», sondern mehr als Mentor verstehen. Junge Mitarbeiter erwarten, dass ihre Chefs sie bei den immer komplexer werdenden Aufgaben in einer zunehmend unübersichtlich werdenden Arbeitswelt unterstützen und anleiten. Insgesamt gewinnt die individuelle Gestaltung der Lebensverhältnisse – im Job, in der Familie, in der Freizeit – für sie immer mehr an Bedeutung.»

Gleichzeitig gelte es, die hohe Motivation der älteren Belegschaft zu nutzen: «Unternehmen müssen ihr Potential erkennen und sie effektiv einsetzen. Oft werden Arbeitnehmer über 50 einfach nur langsam auf den Ruhestand vorbereitet. Dabei bleiben viele leistungsfähig bis ins hohe Alter – und sind dabei hoch motiviert, wie sich jetzt zeigt. Ihr Erfahrungsschatz ist extrem kostbar für die Unternehmen, sie sind zudem in der Regel besonders verantwortungsbewusst und zuverlässig.»

Auch im Hinblick auf Frauen sieht Aeschlimann deutlich mehr Möglichkeiten aufseiten der Unternehmen: «Frauen arbeiten genauso hart und bringen genauso ihre Leistungen wie Männer und sind dabei offenbar sogar noch engagierter am Werk. Trotzdem sind ihre Karrierechancen schlechter, und sie erhalten nach wie vor im Durchschnitt eine geringere Entlohnung. Es ist auch Aufgabe der Unternehmen, dieses Engagement mit besseren Aufstiegschancen zu belohnen. Und wenn mehr Frauen in Führungspositionen kommen, hat auch das Unternehmen etwas davon: Inzwischen ist bekannt, dass gemischte Teams – ob in der Entwicklung, in der Produktion oder auch im Management – besser funktionieren.»

Gutes Verhältnis zu Kollegen wichtigste Motivation
Ein gutes Verhältnis zu den Kollegen ist für die Arbeitnehmer in der Schweiz die wichtigste Motivation. 56 Prozent fühlen sich dadurch besonders stark angespornt – Frauen mit 55 Prozent vergleichbar wie Männer (56 Prozent). Unter den Top-3-Motivationen steht an zweiter Stelle eine spannende Tätigkeit, die für 55 Prozent am wichtigsten ist –auf diesen Aspekt legen Frauen (56 Prozent) etwas grösseren Wert als Männer (54 Prozent). Als drittwichtigste Motivation gelten mit 35 Prozent günstige Arbeitszeiten (Männer 35 Prozent, Frauen 34 Prozent). Erst an vierter Stelle folgt ein hohes Salär, das für weniger als ein Drittel der Befragten eine wichtige Motivation bei der Arbeit darstellt – wobei auch hier Männer (30 Prozent) dem Thema eine unwesentlich höhere Bedeutung beimessen als Frauen (29 Prozent).