«Wenn man etwas wirklich will, dann macht man es einfach», ist Susanne Spirig überzeugt. Die ehemalige Marketingspezialistin lebt ihren Traum. Zusammen mit ihrer ehemaligen Arbeitskollegin führt sie einen Kleiderladen mit integriertem Yoga-Studio.

von Benedikt Lachenmeier

yoga

Susanne Spirig und Jasmin Heeb

Kurz vor 13 Uhr im neuen Einkaufszentrum an der Europaallee in Zürich. Ein Vorhang versperrt die Sicht ins Ladeninnere von LOLA I FRED. Davor hängt ein Schild mit der Aufschrift «Yoga-Session, Shop geschlossen.»  Körperliche Übungen statt Mittagsshopping? Genau. Hinter den Scheiben befindet sich der wahrgewordene Traum von Susanne Spirig und Jasmin Heeb: Ein Laden für Yoga-Kleider, der sich drei Mal am Tag in ein Yoga-Studio verwandelt. Wie das geht? «Wir ziehen einfach die Kleiderstangen hoch», erklärt Jasmin Heeb. Der Raum ist sieben Meter hoch. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden zusammenarbeiten. Susanne Spirig war Marketingspezialistin und Jasmin Heeb Key-Accountmanagerin bei derselben Fluggesellschaft.

«Mein Job war eigentlich perfekt», erinnert sich Spirig. «Ich konnte um die ganze Welt reisen.» Aber regelmässig um vier Uhr aufzustehen und kurz vor Mitternacht wieder zuhause zu sein, ging auf die Dauer nicht. «Ich merkte, es wird kein gutes Ende nehmen, wenn dieser Turnus so weitergeht.» Also kündigte sie. Ohne Plan. Aber mit einer Idee im Hinterkopf. Um sich mental und körperlich zu stärken, praktizierte die 39-Jährige Yoga. Was sie störte, war das Esoterische. «Deswegen finden viele Leute den Zugang nicht dazu», ist die Zürcherin überzeugt. Sie wünschte sich einen Raum ohne Räucherstäbchen, ohne die ganzen Philosophien dahinter. Dazu ein Label, das frische, ökologische Yoga-Mode kreiert.

Mit Yoga-Kleidern und Yoga-Sessions zum Erfolg

Mit Yoga-Kleidern und Yoga-Sessions zum Erfolg

«Ich hatte immer diese Vision der Doppelsache im Kopf, wusste aber nicht, wie umsetzen.» Schliesslich gründete Spirig das Label LOLA I FRED und entwarf ihre erste Kollektion. Zum Geldverdienen jobbte sie in einem Architekturbüro. Was die frisch gebackene Modedesignerin nicht wusste: Auch Jasmin Heeb hatte von der Reise- in die Textilbranche gewechselt. «Ich hatte einen guten Job. Aber am Ende des Tages hat mich die Arbeit einfach nicht erfüllt», erzählt die 36-Jährige. Sie absolvierte eine Designausbildung und verfolgte so ihren Traum. «Als ich eine Semesterarbeit schreiben musste, hab ich sofort an Susanne gedacht.» Heeb wusste vom neu gegründeten Label.

Dann ging alles ganz schnell. «Wir haben uns getroffen und schon bald die zweite Kollektion zusammen entworfen.» Auf eine Idee folgte die nächste. «Wir haben beide fürs Designen gebrannt», so die Rheintalerin. «All-In war die Devise: Entweder machen wir das jetzt richtig oder gar nicht.» Eine Location, Geld und Kundschaft mussten her für die Verwirklichung einer Boutique, die gleichzeitig ein Yoga-Studio ist. Glücklicherweise war gerade das neue Einkaufszentrum der SBB an der Europaallee in Planung. Die unkonventionelle Idee überzeugte. Nun mussten sie nur noch für die Finanzierung und den Umbau sorgen. «Die Bank gab uns kein Geld», so Spirig. Davon liessen sie sich nicht unterkriegen. «Wenn man etwas wirklich will, dann macht man es einfach.» Letztendlich liehen sich die Jungunternehmerinnen Geld von Freunden und Bekannten.

Wie aus dem Kleiderladen ein Yoga Studio wird

Wie aus dem Kleiderladen ein Yoga Studio wird

Zweieinhalb Jahre nach Eröffnung zählt LOLA I FRED nebst den Yoga-Lehrern sieben Mitarbeiter. «Die Leute sagen immer, wir seien mutig», so Spirig. «Aber wenn du dich nicht fremdbestimmen lassen willst, geht es nicht anders.» Selbstbestimmung bedeute für sie Freiheit. «Wir sind beide extrem glücklich in diesem Job.» Und wer ist der Chef? «Beide», lautet die einstimmige Antwort. «Wir haben von Anfang an extrem gut miteinander funktioniert», sagt die ehemalige Key-Accountmanagerin. «Streit gibt es nie, nur Diskussionen.» Die Arbeit ist klar aufgeteilt. Nebst dem Entwerfen von Kollektionen ist Heeb für den Shop und die Produktion, Spirig für die Organisation der Yoga-Kurse zuständig. Ihre Geschäftspartnerin betont: «Keine von uns ist ersetzbar. » Manchmal kann die ehemalige Marketingspezialistin gar nicht glauben, dass ihr Traum in Erfüllung gegangen ist. «Oftmals komme ich am Morgen hierher und denke: Das kann gar nicht wahr sein.»

In der August Ausgabe präsentieren wir Ihnen wieder 3 spannende Geschichten von Menschen, die ihren Traum wahr gemacht haben. Haben auch Sie ihren Traum umgesetzt. Senden Sie uns Ihre Geschichte an: redaktion@tg-verlag.ch.